Sonntag 11. Januar

 

Halb acht, der Lärm hatte aufgehört. Die Ladeluke wurde dicht gemacht, das Schiff legte ab. Inge stand oben am Haus und winkte.

Theo und ich machten uns frisch und gingen auf einen Rundgang und sofort zum Frühstück, denn es gab genügend freie Tische. Icklers kamen auch bald. Frisches Brot, ein Omelett mit einer große Portionen roter Bohnen und dazu ein Tasse Kaffe oder Tee, das war das Frühstück. Man konnte auch noch einen Teller Maisbrei vorher haben.

Die Sonne schien und wir standen an Deck, besahen uns die Landschaft und die Menschen, die alle irgendwie auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen herumirrten.

 

 

 

Sie brachten Waren, hauptsächlich Trockenfisch in großen verschnürten Paketen, oder Passagiere, die sich mühsam einen Weg mit Sack und Pack an Bord suchen mussten. Meist kletterten sie irgendwo die Bordwand hoch. Kinder und Babies wurde dabei von Hand zu Hand nachgereicht.

 

Die Liemba machte auf ihrem Weg nach Kigoma 15 mal Halt. Sie blieb dabei jeweils etwa 500 m vor der Küste liegen und viele Boote mit Rundern oder Außenbordern kamen angeschossen und legten an.

 

 

 

 

Alt und Jung waren mit den Booten unterwegs und die Kinder bewiesen dabei ein grosses Geschick im Umgang mit den Ruderbooten. Wenn die Arbeit getan war gab es zur Erfrischung ein Bad im See

 

Bald türmten sich auf Deck und Vorschiff riesige Berge von Trockenfisch und Reis, dazu Unmengen von leeren Kanistern, teilweise kunstvoll zusammen geschnürt oder aber nur an einem langen Strick gebunden.

Bei jedem Halt gab es ein Wettrennen zum Schiff. Wer war der Erste? Plätze an der Bordwand wurden erkämpft und verteidigt, um möglichst schnell und sicher die Waren zu verladen, oder Passagier zu übernehmen. Alles verbunden mit lauten Geschrei und Gezeter. Zwischendurch ertönte die Schiffsirene, die Leute zur Eile mahnend. War alles verladen, kehrte Ruhe ein und die Liemba pflügte wieder friedlich durch den See.

 

 

Nach jedem Halt gab es mehr Einkaufsmöglichkeiten an Bord. Händler errichteten kleine Verkaufsstände von Zahnpasta bis Limonade. Teilweise liefen sie auch mit ihren Waren umher.

 

 

Das Essen an Bord war das gewohnte Menu. Reis oder Maisbrei mit Huhn. Wir verzichteten fast immer auf das Fleisch und aßen nur Reis mit Soße.

Die Bar war besser bestückt. Es gab immer kaltes Bier verschiedener Sorten, sowie Konyagi, ein lokaler Schnaps, und diverse Softdrinks.

 

Montag 12. Januar

 

Nachmittags war das Wetter wieder besser und beim nächsten Halt wird das Schiff geradezu überfallen von Essenverkäufern.

 

 

 

 

 

Denn es kam zu einem längeren Aufenthalt auf See. Ein großer Lastkahn, wirklich riesig kam auf und zu, und machte längsseits fest. Das Wasser war etwas bewegt und immer wieder schlug der Kahn gegen die Bordwand, so daß man Holz splittern hörte.

Über einen Stunde lang wurden alle die Trockenfische, der Reis, Kisten und Kasten und viele Passagiere mit ihren Bündeln, Eimern, Koffern und Rucksäcken, den Babies auf dem Rücken und dem Regenschirm unterm Arm von der Liemba auf den Kahn geladen.

Endlich war der Kahn voll und er tuckerte nun mit seinem kleinen Außenborder von 20 PS davon, in Richtung Burundi.

Warum dieses Manöver auf offenem See? Warum wurde nicht in Kigoma im Hafen umgeladen? Schmuggel? Gebühren?

 

Es war dunkel, als wir uns endlich Kigoma näherten, aber wir blieben vor dem Hafen liegen. Es war Feiertag und nach 18 Uhr war kein Beamter mehr zur Abfertigung bereit. Also noch eine Nacht an Bord, das teure Hotel gespart.

 

 

Das Wetter verschlechterte sich. Die Mahaleberge waren in Dunst und Wolken verschwunden und Regenschauer trieben uns in die Kabine. Wer keine Kabine hatte, suchte sich ein halbwegs trockenes Plätzchen

 

Das Aktivitäten an den Haltepunkten waren dadurch nicht beeinträchtigt. Nur saß jetzt mancher Passagier, der an Bord der Liemba wollte, unter einem Regenschirm auf den Zubringerboten.

20 oder mehr Boote bringen Reis, Fisch, Huhn, gekochte Maiskolben. Ja ganze Menus wurden in Plastiktüten oder Bananenblättern gepackt und von Helfern an der Bordwand hochgetragen. Der laute Kampf um den Kunden nahm kein Ende, bis das Schiff endlich den Anker lichtete.

 

Wann sind wir endlich in Kigoma? Wir wollen doch die nächste Nacht in einem anständigen Hotel verbringen und vorher ein gutes Abendessen genießen.! Die Stunden verrannen und auch die Hoffnun auf rechtzeitige Ankunft in Kigoma.