Freitag 9. Januar

 

Günther hatte versprochen uns morgens um 9 abzuholen, mit einem VW Bus und einem Landrover, und uns in schneller Fahrt, er sprach von 4 bis 5 Stunden nach Sumbawanga zu fahren.

Um halb zehn ging es los. 100 km bis nach Tunduma auf guter Asphaltstrasse bis zur Grenze nach Sambia. Dort bogen wir ab, und fuhren auf einer staubigen, unbefestigten Strasse gut 200 km durch kleine Dörfer und große Maisfelder, vorbei an vielen riesigen Termitenhügeln und großen, dunklen Regenwolken am Horizont.

Günther hatte eine Kühlbox voller Getränke dabei und vom Hotel hatte man uns Lunchpakete mitgegeben. So konnten wir bei einigen Zwischenstopps die Lebensgeister neu erwecken.

 

  

 

 

 

Kurz vor 18 Uhr waren wir endlich in Sumbawanga und wurden in Günthers Hotel „Country Club“ von seiner Frau Inge mit Kaffee und Kuchen empfangen.

Die Zimmer waren einfach und sauber, mit Dusche und WC. Zum Abendessen gab es eine Fischsuppe, danach Pfeffersteak, Huhn, Reis, Chips und Salat. Alles serviert von dem schnellsten Kellner in Afrika. Der junge Mann bewegte sich wahrlich immer im Laufschritt.

 

In der Nacht trommelte uns der Regen auf dem Blechdach wach.

 

 

 

 

Samstag 10. Januar

 

Zum Frühstück regnete es immer noch. Im Reiseführer stand, die Piste nach Kasanga, die für heute auf dem Plan stand, ist bei Regen nicht befahrbar!!

 

Günther beruhigte uns. Er versicherte, daß die Strecke kürzlich ausgebessert wurde und keine Probleme machen würde. Nicht wie geplant um 10 Uhr ging es weiter, sondern erst um die Mittagszeit. Inge, Günthers Frau und ihr kleiner Hund kamen auch mit. Die gut 100 km lange Fahrt führte uns durch abwechslungsreiche Landschaft. Durch Maisfelder und weite Grastäler, die für die großen Vieherden der weiter nördlich lebenden Stämme in Trockenzeiten reserviert sind.

 

 

Die Piste war wirklich gut fahrbar, mit wenigen Ausnahmen. Stellenweise fuhr Günther sogar über 80 km/h. An einer Stelle war erst kürzlich eine neue Brücke gebaut worden. Daneben konnte man noch die wackligen Reste der früheren Holzkonstruktion bestaunen. Die schweren Zementtransporter koppelten dort ihre Hänger ab und zogen die mit einer Kette über die Brücke, da diese nicht die Last von Motorwagen und Hänger getragen hätte.

 

Nach drei Stunden kam der Tanganyika-See in Sicht, tief eingebettet zwischen den hohen Bergen. Steil ging es von über 1600 m hinunter bis auf 780 m, der Seehöhe.


 

 

Der Tanganyika-See ist mit fast 700km Länge und 50km Breite und einer Tiefe von 1470 m der längste und der zweittiefste See der Welt. Er ist umrahmt von Bergen auf der tansanischen Seite (Ostküste) bis 2500m und auf der Kongoseite (Westküste) bis 3300 m. Im Süden grenzt Sambia an ihn und im Norden Burundi.

 

 

An der südlichen Grenze liegt der kleine Hafen Kasanga. Gegründet als Bismarkburg in deutscher Kolonialzeit. Hier wollten wir unser Schiff besteigen, das uns nach Kigoma, 600 km weiter nördlich bringen sollte.

 

Kasanga liegt auf einer kleinen Halbinsel. Die Reste des deutschen Forts Bismarkburg sind noch vorhanden, aber das Militär verbietet einen Zugang. Günther hat hier zwei Lagerhallen errichtet, in denn der Zement auf die Verschiffung wartet. Dazu hat er ein kleines Haus gebaut, 4 Wände und ein Dach, eingerichtet mit dem Notwendigsten für einen kurzen Aufenthalt.

 

Als wir endlich in Kasanga eintrafen, war von dem Schiff, daß für 16 Uhr angekündigt war, weit und breit nichts zu sehen.

Mehrere weiße Rucksacktouristen saßen herum. Engländer und ein deutsches Paar aus München warteten schon seit 2 Tagen auf das Schiff und hofften, eine Kabine ergattern zu können, wenn die Liemba endlich eintreffen würde.

 

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Die Liemba wurde als „Graf von Götzen“ 1913 von der Firma Meyer in Papenburg an der Ems gebaut und nach Dar es Salaam in Einzelteilen verschifft. Diese wurden mit der neuen Eisenbahn nach Kigoma verbracht, wo das 67m lange und 10m breite Schiff im Laufe eines Jahres zusammengesetzt wurde. Da inzwischen der 1. Weltkrieg ausgebrochen war, verwandelte man das Passagier in ein Kriegsschiff durch einbau von Kanonen.  Diese hatte man von der Königsberg, die im Rufiji auf Grund gelaufen war.

Während des 1. Weltkrieges fuhr die Graf von Götzen Einsätze gegen die Briten und Belgier. Als die Belgier auf Kigoma vorrückten, fettete man alle wichtigen Teile ein und versenkte das Schiff am 26. Juli 1916, damit es den Belgiern nicht in die Hände fiel.

1924 wurde die Graf von Götzen gehoben und 1927 auf den Namen Liemba getauft. Das Kriegschiff wurde zu einem Passagierschiff umgebaut und verkehrt seither auf dem Tanganyika-See zwischen Kigoma und Mpulungu in Sambia

 

 

 


 

Nun warteten wir auf die Liemba, damit sie uns nach Kigoma bringen sollte. Wir hatten Fahrkarten und drei Kabinen reserviert, aber das Schiff war jetzt schon über 24 Stunden verspätet.

Günther erfuhr, daß das Boot noch in Mpulungu war und dort Trockenfisch auslud. Also bereiteten wir uns wieder mal auf Warten vor.

Inge organisierte Tische und Stühle, aus den Autos gab es kühle Getränke und Günther verschwand und nach einiger Zeit tauchten Frauen mit großen Töpfen voller gebratener Fische auf. Ein verspätetes Mittagessen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Tanganyika-See ist bekannt als Wetterküche und dunkle Wolken bildeten sich und Blitze zuckten am Horizont. Der Regen begann ganz langsam und ließ und viel Zeit mit den Tischen unter einen Mangobaum zu ziehen.

 

Dort saßen wir wartend, beobachteten die Afrikaner, die an den LKWs von Günther arbeiteten und die Zementladung vorbereiteten.

Die Kinder wiederum beobachteten uns und machten ihre Faxen, wenn wir die Kamera hoben.

 

 

 

 

Wiederholte Versuche mit der Liemba in Funkkontakt zu treten, schlugen fehl. Also weiter warten. Letztlich wurde der Regen so stark, daß uns der Mangobaum nicht mehr schützen konnte und wir zogen mit unseren Stühlen in Günthers kleines Haus. Nur Theo, er fühlte sich nicht wohl, legt sich in dem VW auf den Rücksitzt.

 

Es wurde dunkle und der Regen prasselte auf das Blechdach, Blitze zuckten und der Donner ließ die Hütte erbeben. Dann waren die Blitze mit scharfen Knall verbunden und obwohl ich den Fliegendraht vor dem Fenster nicht anfasste, bekam ich einen kräftig gewischt.

Der Stromgenerator fiel aus und eine Petroleumlampe spendete spärlich Licht.

In Gewitterpausen versuchte Günther immer wieder Funkkontakt zur Liemba zu bekommen, nichts. Immer wieder spähten wir hinaus in die Dunkelheit auf dem See nach Lichtern von dem Schiff. Irgendwann war dann etwas zu sehen. Bewegte es sich, war es ein Fischerboot oder die Liemba?

Dann konnte man das Schiff hören und gegen 22 Uhr legte es endlich an.

 

 

Günther fuhr uns mit den Autos zum Anlegesteg. Wir schnappen uns das Gepäck und kämpften uns mit vielen Afrikaner durch den Regen an Bord. Dank Günthers Führung landeten wir bald auf der Brücke beim Kapitän und es war geschafft, wir bekamen unsere Kabinen.

 

Bill und Miriam hatten auf dem obersten Deck eine VIP-Kabine mit einem kleinen Sitzplatz, Dusche und Toilette. Theo und ich bekamen die First Class No 1. Ein kleiner Raum mit immerhin Fenstern nach vorne und nach Backboard, einem Stufenbett, einen Tischchen und einem Doppelspind, dazu ein Waschbecken, aber keiner Toilette.

Icklers hatten zum Heck hin eine 4er Kabine, mit Dusche und Toilette.

 

Theo legte sich sofort ins Bett, er hatte starke Bauschmerzen. Ich ging noch in den Speisesaal und trank mit den anderen einen Absacker.

 

Direkt vor unserer Kabine wurde die ganze Nacht Zement verladen. Trotz des Lärms schlief ich recht gut, denn ich war einfach richtig müde.

Theo musste in der Nacht auf die Toilette. Da wir weder die Icklers noch Bill wecken wollten, blieb nur die öffentliche. Überall lief Wasser, sonst hätte man es da wohl auch kaum drauf ausgehalten!