Montag 5. Januar

 Morgens um halb acht sollte uns der Kleinbus zum Bahnhof abholen, wir warteten.

Mit nur 15 Minuten Verspätung ging es los.

 

Wir waren vor 9 Uhr im Bahnhofsgebäude. Durch viele Mitreisende, die ruhig wartend auf Bänken, Bündeln, Eimern und Kasten saßen, marschierten wir in den Warteraum 1. Klasse und machten es uns auf wackelnden Plastiksesseln bequem.

 

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Abfahrt des Zuges war für 10 Uhr, Einsteigen für 9 Uhr angekündigt.

 

 

Die Bahn, TA-ZA-RA, wurde von den Chinesen gebaut und 1976 nach 6 Jahren Bauzeit in Betrieb genommen. Sie führt von Dar es Salaam nach Kapiri Poshi in Sambia, über eine Entfernung von 1900 km und überwindet dabei fast 2000 m Höhenunterschied, führt durch 25 Tunnels und über 300 Brücken.

850 km dieser Strecke wollten wir bis nach Mbeya erleben.

 

Wir hatten den Bummelzug für unsere Fahrt gewählt, da der Schnellzug hauptsächlich bei Nacht fährt, und man dann wenig zu sehen bekommt.

 Das Bahnhofsgebäude war sehr sauber, auch der Zug sah aus der Entfernung

gut aus.

 

Als der Einsteig endlich begann, und wir uns in der Masse der Reisenden den

Waggons näherten, erkannten wir sehr bald, daß dies kein Zug nach europäischem Standard war. Immerhin gab es einen „Speisewagen“ und die Abteile der 1. Klasse waren mit 4 Personen belegt, so daß jeder einen Schlafplatz hatte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Sitze waren mit Plastik bezogen. An der Wand rumorte ein Ventiltor, der erst nach einem ermunternden Schubs seine Arbeit aufnahm, und irgendwann in der Nacht seinen Geist aufgab.

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir verstauten unser Gepäck und richteten uns so häuslich wie möglich ein. Der erste Ballon Wein wurde „angestochen“ und auf das große Abenteuer angestoßen.

 

Pünktlich um 10 Uhr pfiff die Lokomotive sehr laut und es gab einen kleinen Ruck. Das war alles. Die Lok musste noch betankt werden, erfuhren wir später.

 

30 Minuten später ging es wirklich los. Durch die staubigen Vororte, vorbei an kleinen Häusern und Hütten, Wegen mit vielen Leuten, dem Flughafen und einzelnen Feldern ging es bald ins Grüne.

 

Die Waggongs wackelten, rappelten und beim Bremsen wurden wir mit Gewalt auf die Sitze geworfen.

 

Auf den vielen kleinen Haltestellen war immer Highlife. Obst, Gemüse, Eier, Fisch, Geflügel alles wurde angeboten, um den Reiseproviant aufzufüllen. Viele, meist Kinder, kamen auch nur, um sich den Zug und die Reisenden anzusehen. Es ist schon ein Ereignis außerhalb der Stadt, wenn einmal in der Woche der Zug durchkommt.

 

 

 

 

Unsere Hoffnung auf einen Platz im Speisewagen erfüllte sich nicht. So ließen wir uns das Essen im Abteil servieren. Es gab Reis mit Huhn, Fisch, oder Rind., dazu eine Tomatenscheibe. Der Reis war gut, wie immer in Tansania.

 

 

Auch Getränke wurden serviert, aber nur kalte, oder besser nur warme, denn alle kalten Getränke waren warm.Weil die Kühlanlage defekt war. Man kann sich auch an warmen Bier erfrischen.

 

Die vorbeiziehende Landschaft veränderte sich immer wieder. Zeitweise fuhren wir durch den Selous, einem Tierreservat und sahen auch Antilopen, Giraffen und Warzenschweine.

 

Gegen 17 Uhr waren wir in Kisaki, es ist eine größere Station. Hier dauerte der Aufenthalt etwas länger. Als alle Waren aus- und eingeladen waren, die fliegenden Händler keine Geschäfte mehr machen konnten, nur noch kümmerliche Reste auf den Essenstabletts waren, hofften wir auf die Weiterfahrt. Nichts geschah. Irgendwann tauchte der Schaffner auf und murmelte etwas von einer Verzögerung von einer Stunde.

Viele Passagiere verließen den Zug und wanderten auf dem Bahnsteig umher oder gingen zu einem nahen Markt. Die Stunde verging, ohne daß die Lok zur Weiterfahrt rief.

 

 

 

Als es dunkelte, die neugierigen Kinder verschwunden waren, packten wir unsere Vorräte zu einem Abendimbiss aus.

Irgendwann kam der Schaffer und brachte die Laken für die Nacht. Genaue Auskunft über die Weiterfahrt hatte er aber nicht dabei.

Der Fahrdienstleiter schaltet irgendwann das Licht in seinem Büro aus und verließ die Station. Überall machten es sich die Passagier so bequem wie möglich, lagen mit ihren Bündeln und Decken auf den Stufen und dem Bahnhofsvorplatz.

Es gab keinerlei offizielle Auskunft, nur irgendwie wussten wir doch nach einiger Zeit, daß auf der Strecke ein Waggon entgleist war und die Strecke erst geräumt und repariert werden musste. Alles war ruhig, keiner schrie oder tobte. Jeder versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen.

Wir besorgten uns eine letzte Runde Warmbier aus dem Barwagen und machten eine Bahnsteigparty, ehe wir uns in unserem Luxusabteil mit dem rasenden Ventilator zur Ruhe legten..

 

Nach einer Verzögerung von über 8 Stunden ging es nachts um halb zwei „schon“ weiter.

 

 

 

  Dienstag 6. Januar

 Zum Frühstück erwischten wir einen Tisch im Speisewagen, zu Kaffee, Toast und Omelett.

 

War der Zug bisher mit etwa 60 km/h gefahren, so stiegen wir jetzt in die Berge mit 30 km/h. Durch Tunnels, über Brücken und durch enge Schluchten immer aufwärts bis 1800 m.

 

 

 

 

 

 

 

Immer wieder gab es Haltepunkte, wo Ananas zugeladen wurden. Die Frauen eilten mit Körben voller Früchte an den Gleisen entlang, denn die Bahnsteige waren viel zu kurz für den langen Zug mit 15 Waggons.

Eine Ananas kostete 0,05 €.

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Gepäckwagen türmten sich die Behälter mit Ananas, lagen die Säcke mit Mais und Reis durcheinander, darauf ein Fahrrad und dazwischen Ziegen und Hühner.

 

Das Mittagessen fiel aus. Das Fleisch war auf dem langen Zwischenstopp verdorben. So versorgten wir uns mit Keksen und gekochten Maiskolben bei einem der Zwischenstops.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Kisaki rochen die Toiletten (afrikanische) schon nicht sehr appetitlich, aber irgendwann während der Fahrt war das Wasser verbraucht, und nun stanken sie. Endlich um 15 Uhr waren wir in Makambuko, wo die Wasservorräte aufgefüllt wurden.

Hier wurde auch neuer Proviant für die Küche angekauft, so daß nach gut einer Stunde ein Lunch angeboten wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durch fruchtbares Land, vorbei an Feldern mit Reis und Mais, durch kleine Dörfer mit schmucken Häusern aus gebrannten Ziegeln ging es noch 5 Stunden weiter, bis wir endlich um 20 Uhr in Mbeya eintrafen, wo wir morgens um 10 Uhr hätten eintreffen sollen.

 

 

 

 

 

 

Alle Reisenden verließen hier den Zug und quälten sich mit Sack und Pack, Eimern und Schüsseln durch die enge Fahrkartenkontrolle.

Draußen wurden wir vom Fahrer unseres Autos zur Kaffeefarm erwartet. Es war zwar eng für acht Leute mit Gepäck, aber die Fahrt dauerte nur eine halbe Stunde und wir waren in Utengule.

Viel erkennen konnten wir nicht in der Dunkelheit, aber bald waren wir in den Zimmern, konnten uns heiß duschen und schnell an der Bar wieder zu einem kalten Bier einfinden.

Das Essen auf der Terrasse war gut und schmackhaft und nach einem Abschlussdrink freuten wir uns alle auf das riesige, saubere Bett.